Wissensmanagement im Entstehungsprozess eines selbstorganisierten Wohnprojekts
Teil 4 Internes Wissen (weiter-) entwickeln
von Claudia Handl, Bielefeld (Stand: 15.12.2022)
In Teil 2 der Artikelreihe wurde der Wissensbedarf ermittelt, in Teil 3 das interne – meist nicht wohnprojektspezifische – Wissen identifiziert. Nun soll gezeigt werden, wie das spezielle Wissen über Wohnprojekte entwickelt werden kann.
Vielfalt der Wissensquellen
Eine der ersten Entdeckungsreisen zu neuen Wohnformen findet meist im Internet statt. Das ist richtig und gut, denn das Internet ist mittlerweile eine sprudelnde Quelle von Wissen über Wohnprojekte. Ebenso hilfreich sind aber auch die Literatur zum gemeinschaftlichen Wohnen, die Beratungsmöglichkeiten und nicht zuletzt der reichhaltige Wissensschatz der bereits realisierten Wohnprojekte.
So gibt es sehr viel zu lesen, aber auch viel zu hören, zu sehen, zu diskutieren und zu erleben.
Wissensquellen im Überblick
Im Folgenden wird der Versuch unternommen, einen systematischen Überblick über die Wissensquellen zu geben.
Leitfäden, Arbeits- und Orientierungshilfen
Einen guten Einstieg in das Thema bietet die Broschüre der Stiftung trias:
Ein Wohnprojekt starten … Entwicklung Freiraum bieten
Einen umfassenden Einstieg in alle Fragen eines entstehenden Wohnprojekts bieten die Bücher von
Eva Stützel: Der Gemeinschaftskompass – Eine Orientierungshilfe für kollektives Leben und Arbeiten
Heinz Feldmann: Praxishandbuch Leben in Gemeinschaft – partizipativ planen, bauen und wohnen
An den Entwicklungsphasen eines Wohnprojekts orientiert ist der
Leitfaden für Gruppenwohnprojekte
Viele Interviews mit Fachleuten und Erfahrenen enthält das Buch von Lisa Frohn:
Die Erfolgsfaktoren im Entstehungsprozess gemeinschaftlichen Wohnens untersuchten Annette Spellerberg u.a.:
Neue Wohnformen – gemeinschaftlich und genossenschaftlich
Darüber hinaus gibt es im Internet eine Vielzahl von Überblicken zu finden, hier eine Auswahl:
Forum gemeinschaftliches Wohnen: umfangreiche Materialsammlung zu einer Vielzahl von Fragen im Entstehungsprozess, z.B. auch Projektphasen, Meilensteine, Konzeptentwicklung, Gründungstipps
Netzwerk Leipziger Freiheit: Von der Idee zur Umsetzung – ein kleiner Leitfaden für Wohnprojektinitiativen
Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen: Grundlagen zu gemeinschaftlichem Wohnen
Forum gemeinschaftliches Wohnen: Potenziale gemeinschaftlicher Wohnformen – eine Bilanz
mitbauzentrale München: Bausteine eines Wohnprojekts
Organisationen
Überregionale Organisationen mit vielfältigem Angebot:
Forum gemeinschaftliches Wohnen
Das Forum gemeinschaftliches Wohnen ist zusätzlich auch regional aktiv, z.B.
mit dem
oder den
In größeren Städten gibt es Netzwerke von gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Diese bieten oft auch Materialien an, die nicht nur für die Region, sondern bundesweit interessant sind, z.B.
Wissenssammlungen
Eine umfangreiche Sammlung von Wissen über gemeinschaftliche Wohnprojekte entsteht beim
Forum gemeinschaftliches Wohnen: WIN für Gemeinschaftliches Wohnen
Ebenfalls sehr breit ist das Wissensangebot von der
Stiftung Trias: DAS Nachschlagewerk für gemeinschaftliches Wohnen
Informationen verschiedener Art bietet das
Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen: Informationen
Sehr viele Arbeitshilfen sind zu finden beim
Netzwerk Immovilien: Arbeitshilfen
Videos und Audios
Eine ausführliche Liste von Videoangeboten gibt es beim Forum gemeinschaftliches Wohnen:
Videobeiträge zum Gemeinschaftlichen Wohnen und verwandten Themen
Das Forum gemeinschaftliches Wohnen stellt auch eigene Videos bereit:
Das Ökodorf Sieben Linden hat einen eigenen Podcast gestartet:
Newsletter
Um über aktuelle Angebote und Entwicklungen informiert zu sein, lohnt sich das Abonnieren von Newslettern, z.B.
Forum gemeinschaftliches Wohnen : Newsletter
Stiftung Trias: Rundbrief
Wohnbund: Newsletter
Niedersachsenbüro: Newsletter
Netzwerk Immovilien: Newsletter
Beratungsangebote
Das Forum gemeinschaftliches Wohnen hat viele Angebote zusammengestellt:
Gute Beispiele, Erfahrungsaustausche
Realisierte Wohnprojekte teilen gerne ihr Wissen. Sie bieten Gespräche mit Wohnenden und auch Besichtigungen an. In einigen Städten bzw. Regionen haben sie sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Die Wohnprojekte und/oder das Netzwerk haben oft eine eigene Website,
Das Bielefelder Netzwerk hat einige
zusammengestellt.
Einige Kommunen bieten Treffen für Wohnprojektinteressierte an, bei denen auch realisierte Wohnprojekte vertreten sind und ihre Erfahrungen teilen, z.B. in
Regionale Organisationen bieten “Tage der offenen Wohnprojekte” an, in der aktuellen Pandemiezeit auch digital und zum Nachschauen, z.B. in
Bundesweite Organisationen bieten Wohnprojektbörsen bzw. -portale an, über die Kontakt zu anderen Wohnprojekten aufgenommen werden kann.
Fach-/Wohnprojektetage
Einige Verbände, Netzwerke und andere Organisationen bieten Fachtagungen und Ausstellungen an. Auf regionaler Ebene erfolgt das häufig in Zusammenarbeit mit der Stadt bzw. dem Kreis. Und manchmal in Verbindung mit der Besichtigung mehrerer Wohnprojekte.
Oft werden auch umfangreiche Dokumentationen der Fachtagungen zur Verfügung gestellt, z.B.
Spezielle Themen in Wohnprojekten
Es gibt auch spezielle Angebote zu einelnen Fragestellungen, z.B.
Konzeptverfahren
Erfahrungsaustausch Konzeptverfahren
Netzwerk Leipziger Freiheit: eine Immobilie im Konzeptverfahren finden
Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen: Frankfurter Konzeptverfahren
Selbsteinschätzung
Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen
Entwicklung eines Konzepts
Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen:Checkliste Projektprofil
(Rechts-) Formen
Stadt Tübingen: Formen für Wohnprojekte
Gemeinschaftsraum
Broschüre der Stiftung trias:
Der Gemeinschaftsraum in Wohnprojekten
Weitere spezielle Themen finden sich auch in den oben aufgeführten “Wissenssammlungen”.
Wohnprojektunabhängige Angebote
Nicht zu vernachlässigen sind Publikationen und Organisationen, die sich nicht speziell auf Wohnprojekte beziehen, aber auch für diese sehr hilfreich sind, z.B.:
Vereinsrecht und -arbeit
House of Ressources Berlin:
Die Stiftung für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement Mecklenburg-Vorpommern:
Informationsbroschüre für eingetragene Vereine
Landeswerk bürgerschaftliches Engagement Bayern:
Wegweiser Bürgergesellschaft:
(Selbst-) Organisation
Die Stiftung für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement Mecklenburg-Vorpommern:
Ein Handbuch für Organisationsentwicklung im Verein
Urban Equipe und Kollektiv Raumstation (Hrsg.):
Organisiert euch! Zusammen die Stadt verändern
Tu Gutes und erzähl davon:
Die Nonprofitkiste
Übergeordnete Organisationen
Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt
mit einem großen Angebot an Webinaren
und Informationen über Fördermöglichkeiten
Publikations- und Literaturlisten
Natürlich gibt es noch viel mehr Publikationen als hier genannt, zu finden z.B. in folgenden Listen:
Forum gemeinschaftliches Wohnen: Publikationen
Stiftung Trias: Publikationen
Wohnprojekte-Portal: Literatur
Wohnbund: Publikationen
Niedersachsenbüro: Infomaterial
Wissenserwerb als Bestandteil der Selbstorganisation
Wie kann im Entstehungsprozess die Entwicklung von speziellem Wohnprojektwissen systematisch organisiert werden?
Der Wissensbedarf entsteht vor allem in den Arbeitsgruppen. Gebildet haben sich diese in Abhängigkeit von den anstehenden Aufgaben und Fragestellungen. Die Mitglieder der einzelnen Arbeitsgruppen sind idealerweise “gematcht” (siehe Teil 3 der Artikelreihe).
Die einzelne Arbeitsgruppe sollte ihre aktuelle(n) Fragestellung(en) konkret benennen. Darauf aufbauend könnte sie, ggf. unterstützt durch das Wissensmanagement-Team, passende Wissensquellen zusammenstellen, arbeitsteilig auswerten und die Ergebnisse zusammentragen.
Der Wissenserwerb wird dadurch zu einem Bestandteil der Selbstorganisation insgesamt.
Wie geht es weiter?
Die Ausführungen haben gezeigt, dass in der Welt gemeinschaftlicher Wohnprojekte viel Wissen geteilt wird. Neu entstehende Wohnprojekte profitieren davon, können sie doch dadurch ihr eigenes Wissen aufbauen. Allerdings ist das mit einem sehr hohen zeitlichen Aufwand für die Wohnprojektmitglieder verbunden. Es stellt sich daher die Frage, ob und inwieweit es sinnvoll sein kann, für bestimmte Aufgaben auf die Aneignung eigenen Wissens zu verzichten und stattdessen externe Dienstleistungen zu beauftragen. Dazu mehr im Teil 5 der Artikelreihe.
In einer Übersicht sind alle Teile der Artikelreihe verlinkt.