Wissensmanagement im Entstehungsprozess eines selbstorganisierten Wohnprojekts

Teil 9 Die Rolle von Netzwerken und Verbänden im Wissensmanagement

von Claudia Handl, Bielefeld (Stand: 01.07.2022)

In den Teilen 1-8 der Artikelreihe wurden wesentliche Wissensbausteine und Aspekte der Umsetzung aufgezeigt. Zuletzt soll erläutert werden, welch wichtige Rolle die übergreifenden Organisationen wie Netzwerke und Verbände bei der Umsetzung von Wissensmanagement spielen bzw. spielen könnten.

Wissen teilen

An verschiedenen Stellen der Artikelreihe wurde darauf hingewiesen, dass Netzwerke, Verbände und andere übergreifende Organisationen eine sprudelnde Wissensquelle darstellen und umfangreiche Materialien zur Verfügung stellen. Das Bielefelder Netzwerk hat sowohl eigenes Wissen aufgeschrieben als auch Materialien und Angebote anderer Organisationen zusammengestellt, alles zu finden unter Netzwerkwissen.

Soweit ersichtlich gibt es aber immer noch Wissensbedarfe, die darüber bisher nicht gedeckt werden. Diese scheinen insbesondere in den Bereichen zu liegen, die nicht zu den Kernfragen eines Wohnprojekts gehören, ohne die es aber auch nicht geht, z.B.

  • Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen, z.B. Fragen von Buchführung und Steuern sowie Datenschutz. Und gerade hier sind Wohnprojekte oft überfordert, sowohl fachlich als auch zeitlich. So wäre es z.B. wünschenswert, wenn eine übergreifende Organisation mit den entsprechenden Ressourcen ein Datenschutzkonzept für Wohnprojekte mit allen vorgeschriebenen Inhalten erstellen könnte, das ohne größeren zusätzlichen Aufwand vom einzelnen Wohnprojekt individuell angepasst werden könnte. Vielleicht könnte das so eine Art digitaler „Datenschutz-Generator“ für Wohnprojekte werden.
  • Methoden und Konzepte: z.B. Konzepte schreiben und visualisieren, Moderations- und Entscheidungsmethoden finden, gendergerechte Sprache nutzen, Accessibility sicherstellen und vieles mehr. Hier muss ein Wohnprojekt im Entstehungsprozess – soweit es nicht entsprechende Fachleute in der Gruppe hat – viel Zeit aufwenden, um diesen Aufgaben gerecht zu werden, wenn es diesen Anspruch hat.
  • Formate: Im Rahmen dieser Artikelreihe wurden eine Vielzahl von Formaten aufgezeigt, insb. im Teil 7 “Wissen teilen”. Das einzelne Wohnprojekt kann das nur mit sehr viel Zeitaufwand entwickeln, Vorlagen und Workshops auch in diesen Bereichen wären sehr sinnvoll bzw. könnten weiter ausgebaut werden.

Ein Werkzeugkasten für Selbstorganisation einschließlich Wissensmanagement entwickeln

Es wurde gezeigt, dass Wissensmanagement viele Vorteile für Wohnprojekte haben kann. Die Schwierigkeit liegt in der Entwicklung eines entsprechenden digitalen Konzepts, das den inhaltlichen Ansprüchen genügt, die finanziellen Möglichkeiten eines Wohnprojekts nicht übersteigt und datenschutzrechtlich unproblematisch ist.

Das einzelne Wohnprojekt ist hier grundsätzlich überfordert. Auch ein regional ausgerichtetes Netzwerk, das ausschließlich ehrenamtlich arbeitet, hat nicht die notwendigen Ressourcen. In der vorliegenden Artikelreihe wurden viele Vorschläge und Ideen entwickelt, ein aufeinander abgestimmter Werkzeugkasten einschließlich passender digitaler Tools sofort konnte aber auch hier nicht entwickelt werden.

So bleibt der Wunsch, dass sich eine mit mehr Ressourcen ausgestattete übergreifende Organisation der Entwicklung eines vom einzelnen Wohnprojekt leicht anwendbaren (digitalen) Gesamtkonzepts für Selbstorganisation einschließlich Wissensmanagement annimmt.  Eine mögliche Ausgestaltung haben die Ausführungen zu Microsoft Teams gezeigt. Es sollte aber auf Wohnprojekte zugeschnitten und datenschutzrechtlich geprüft und unproblematisch sein.

Die Artikelreihe ist nun beendet. In einer Übersicht sind alle Teile der Artikelreihe verlinkt.