Corona-Einschränkungen

gehen auch an Wohnprojekten nicht spurlos vorbei

04.08.2020 von Hannes (Wohnprojekt5)

Gerade gemeinschaftliche Wohnformen spüren die Corona-Einschränkungen auf besondere Art. Statt Gemeinschaft erleben (was ja gemeinhin mit Nähe und häufigem Zusammentreffen  verbunden ist) ist plötzlich Abstand- und Distanz-Halten angesagt. Individuell sehr unterschiedlich ist der Umgang mit den neuen veränderten Bedingungen.  Zumindest zu Beginn war ein verstärkter Rückzug in die eigenen vier Wände durchaus gewöhnungsbedürftig. Es fehlt eben das Erleben von Gemeinschaft.

Das verändert viele Gewohnheiten und das Zusammenleben  erheblich. Wie überall sonst wurden allerdings auch schnell neue Rituale erfunden, z.B. das gemeinsame Musizieren um eine bestimmte Uhrzeit auf den Laubengängen oder das füreinander Einkaufen oder Kochen. Physisches Distanzhalten muss also kein soziales Distanzhalten bedeuten.

Und doch erschwert es den Alltag in Wohnprojekten, die davon leben, dass Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. In der ersten Zeit fielen die Plena  einfach aus, was andererseits nicht von allen als Mangel empfunden wurde. Aber es fehlte ein Ort, wo man sich als Projektmitglieder treffen konnte. Und vieles musste einfach entschieden werden, aber wie?

So machten wir zuerst Erfahrungen mit Video-Konferenzen. Das ging, Informationen lassen sich auf diese Weise austauschen, aber Diskussionen, Kontroversen oder gar Befindlichkeiten? Schwierig. Videokonferenzen  ersetzen nicht den realen Kontakt. Zudem war nicht jede*r mit der Technik vertraut. Gut, dass irgendwann der Sommer kam. So konnten wir uns – statt im Gemeinschaftsraum- im großen Innenhof mit Abstand begegnen. Jetzt mussten wir uns sehr gut zuhören, weil über die große Distanz es schwierig ist, sich –akustisch- zu verstehen. Nur ein weiterer Aspekt, der zeigt, es ist nicht so einfach, sich in Wohnprojekten zu verständigen – es zeigt aber auch, wie wichtig und bedeutsam es ist, Gemeinschaft zu erleben. Es geht – trotz Corona.