Wissensmanagement im Entstehungsprozess eines selbstorganisierten Wohnprojekts

Teil 8 (Digitale) Aspekte der Einführung von Wissensmanagement

von Claudia Handl, Bielefeld (Stand: 01.07.2022)

Nach einer Einführung in Teil 1 wurden in den Teilen 2-7 der Artikelreihe verschiedene Wissensbausteine entwickelt. Im Folgenden werden einige Gedanken und Vorschläge zur Umsetzung eines Wissensmanagementkonzepts formuliert.

Wissensmanagement und Digitalisierung

Die Ausführungen zu den Wissensbausteinen lassen es erahnen: Wissensmanagement ist ohne digitale Anwendungen nicht denkbar. Nur mit ihnen kommen die Vorteile zur Geltung.

In einem Wohnprojekt erscheint das auf dem ersten Blick nicht vereinbar: Ein Wohnprojekt entsteht mit und lebt von der persönlichen Begegnung in der realen Welt. Ist die Nutzung von digitalen Formaten da nicht kontraproduktiv?

Tatsächlich ist es kein wirklicher Widerspruch. Durch Wissensmanagement wird notwendiges Wissen geschaffen, Wissen wird in sinnvoller Weise gespeichert und miteinander geteilt. Nicht alles muss in jedem Wohnprojekt neu erfunden werden, Mehrfacharbeiten entfallen, es wird bewusst hinzulernt, es wird Transparenz geschaffen und letztlich vor allem Zeit gespart. Diese wertvolle Zeit kann für die persönliche Begegnung – dem Kernbereich von Wohnprojekten – genutzt werden.

Erste Schritte von Wissensmanagement

Es wird empfohlen, mit Wissensmanagement gleich zu Beginn des Entstehungsprozesses des Wohnprojekts zu starten und dafür ein Team Wissensmanagement zu bilden. Das Team hat die Aufgabe, nach und nach die Formate und digitalen Anwendungen auszusuchen, zu verwalten und den Wohnprojektmitgliedern nahe zu bringen. So kann alles gemeinsam wachsen.

Menschen, die sich für gemeinschaftliches Wohnen interessieren, sind nicht immer vorbereitet auf die an sie in der Planungsphase gestellten Anforderungen, z.B. strukturiert zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren, Entscheidungen zu treffen und digital ausgestattet zu sein. Sie fühlen sich möglicherweise überfordert und haben Ängste, dem nicht gewachsen zu sein. Hier hat das Team Wissensmanagement auch die Aufgabe, Kümmerer zu sein und Barrieren abzubauen.

Je nach Konzept des Wohnprojekts kann die Gruppe sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein. Darauf ist auch im Wissensmanagement Rücksicht zu nehmen, indem an die notwendige Zugänglichkeit/Accessibility gedacht wird (1). Möglicherweise bieten digitale Formate in dieser Hinsicht auch manche Vorteile.

Digitale Tools für Wissensmanagement

Leider gibt es bisher nicht „das“ Tool für Wissensmanagement (für gemeinschaftliche Wohnprojekte).

Nicht für Wohnprojekte, aber für andere gesellschaftliche Bereiche, sind Tool-Sammlungen entstanden, die auch für Wohnprojekte hilfreich sein können, z.B.

Die Toolsammlungen enthalten sowohl Tools, die im Wissensmanagement genutzt werden können als auch Tools für angrenzende Bereiche. So sind sie für die Selbstorganisation insgesamt hilfreich. Teilweise werden die Tools auch kommentiert, so dass die Sammlungen auch bei der Auswahl eine gewisse Hilfestellung leisten.

Besonders geeignet für Wohnprojekte erscheint Microsoft Teams. Die Vorteile und mögliche Struktur, aber auch die Nachteile werden in einem besonderen Beitrag ein wenig detaillierter erläutert.

Dennoch besteht kein Zweifel, die die für das jeweilige Wohnprojekt geeigneten Tools zu finden, ist eine große Herausforderung und letztlich auch Versuch und Irrtum.

In einer Übersicht sind alle Teile der Artikelreihe verlinkt.

(1) vgl. dazu z.B. Bündnis für Demokratie und Toleranz (bfdt): Begeistert engagiert Menschen gewinnen und motivieren, veröffentlicht unter https://www.buendnis-toleranz.de/system/files/dokument_pdf/6236_BFDT_broschuere_ehrenamt_210504_bf.pdf, S. 20f.