Advent in Zeiten des Virus
16.12.2020 von Annedore (stattVilla)
Der mobile Weihnachtsbaum
Seit einigen Tagen steht er mal hier, mal dort: der Weihnachtsbaum. Er hat keinen festen Platz bekommen. Soll er auch nicht bekommen. Er soll bewegt werden. Von der Hausgemeinschaft. Von einem Mitglied der Hausgemeinschaft. Denn es findet keine Begegnung um den Baum statt. Wir leben im Advent der Pandemie.
In den Jahren zuvor stand ein Weihnachtsbaum seit dem 1. oder 2. Advent im Gemeinschaftsraum. Der ist seit Mai auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Das ist schlimm. Denn der Gemeinschaftsraum ist für ein Gemeinschaftliches Wohnprojekt der zentrale Treffpunkt. Aber in stattVilla ist auch gerade in der Vorweihnachtszeit das Treppenhaus ein idealer Treffpunkt. Es ist groß und hat eine sehr gute Akustik. Also wird dort musiziert und gesungen, vorgelesen und Punsch getrunken, werden Plätzchen gegessen. So war es. In diesem Jahr ist alles anders. Die Gemeinschaft ist zerteilt. Jeder bleibt zuhause. Verborgen hinter seiner Wohnungstür. Manche treffen sich nach Vorschrift. Auch zufällige Begegnungen sind weniger geworden.
Die Frage bedrängt uns, je länger die Pandemie dauert: Was hält uns zusammen in dieser Zeit? Was verbindet uns ohne uns das Virus weiterzureichen? Wir versuchen eine Antwort mit dem mobilen Weihnachtsbaum. Der steht auf einem fahrbaren Untersatz mit einer langen Schnur. Damit kann er mit dem Aufzug in diesem Treppenhaus überall hingeschoben werden. Er kann geschmückt werden, behängt mit was auch immer. Es gibt keine Gebrauchsanweisung und kein ästhetisches Konzept. Ein Gemeinschaftsprojekt im Prozess! Für die Gemeinschaft.
Der Aufzug fahrende Adventskalender
Im Aufzug fehlt die Musikdose mit den Weihnachtskeksen. Aber ein Adventskalender steht dort. Vom 3.OG bis zum Keller kann man die Texte lesen, die kleinen Sterne in die Tasche stecken, andere dazulegen. Niemand fährt mit. Aber ein Irgendjemand sorgt für die kleine Aufzugfreude.